SOKA-Pflicht auch für eingesetzte Zeitarbeitnehmer?

Das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt hat am 15.08.2014 ent­schie­den (Az. 10 Sa 86/14), dass trotz der Rege­lung des § 8 Abs. 3 AEntG kei­ne Bei­trags­pflicht zur SOKA-Bau für Per­so­nal­dienst­leis­ter besteht.

Das ist über­ra­schend, da § 8 Abs. 3 AEntG vom Wort­laut her recht ein­deu­tig nahe­legt, dass die Bei­trags­pflicht für alle Arbeit­neh­mer bestehen müss­te, die Bau­tä­tig­kei­ten aus­üben, auch dann, wenn sie in einen Betrieb über­las­sen wer­den, der über­haupt kein Bau­be­trieb ist. Bei­spiel ist der Mau­rer, der in einem Indus­trie­be­treib Tro­cken­bau­ar­bei­ten aus­führt. In die­sem Fall Pflicht­bei­trä­ge zur SOKA-Bau zu erhe­ben, erscheint wider­sin­nig, ist aller­dings – das muss man sehen – Wort­laut des Geset­zes. Hin­ter­grund die­ser erst vor kur­zem in das AEntG ein­ge­füg­ten Rege­lung war die Tat­sa­che, dass der Zoll nur anhand der Tätig­keit betrof­fe­ner Arbeit­neh­mer über­prü­fen kann, ob die­se z.B. eine Bau­tä­tig­keit aus­üben, nicht aber beur­tei­len kann, ob ein Betrieb selbst ein Bau­be­trieb ist.

Das Gericht hat nun aber sehr zutref­fend fest­ge­stellt, dass die Ein­be­zie­hung der Zeit­ar­beit­neh­mer in die Bei­trags­pflicht zur SOKA-Bau einen Wer­tungs­wi­der­spruch dar­stel­len würde:

Käme es dage­gen allein auf „Tätig­kei­ten“ aus dem Bereich des Bau­ge­wer­bes im Ent­lei­her­be­trieb an (in die­sem Sin­ne wohl Koberski/Asshoff/Eustrup/Winkler AEntG 3. Aufl. § 8 Rn. 13), führ­te dies zu einem Wer­tungs­wi­der­spruch, weil der Ent­lei­her­be­trieb an gewerb­li­che Arbeit­neh­mer, die bei ihm selbst ange­stellt sind, nicht die Sozi­al­kas­sen­bei­trä­ge abfüh­ren müss­te (vgl. BAG 21. Okto­ber 2009 – 5 AZR 951/08 – Rn. 12, AP Nr. 14 zu § 1 TVG Tarif­ver­trä­ge: Maler). Die­ser Sicht­wei­se des Fünf­ten Senats ist auch der Zehn­te Senat des Bun­des­ar­beits­ge­richts bei­getre­ten (vgl. BAG 17. April 2013 – 10 AZR 185/12 – Rn. 18, EzA Nr. 14 zu § 1 AEntG; i.E. eben­so HWK/Tillmanns 6. Aufl. § 8 AEntG Rn. 5; DFL/Krebber 4. Aufl. § 8 AEntG Rn. 2; BeckOK/Gussen Stand 1. Juni 2014 § 8 AEntG Rn. 6).

Möge auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt die­se Fra­ge so entscheiden.