Ausnahmen: Wann entfällt die Beitragspflicht?

Unter­fällt ein Betrieb zwar dem Gel­tungs­be­reich des Tarif­ver­trags, kann eine Bei­trags­pflicht in fol­gen­den Fäl­len aus­nahms­wei­se entfallen:

Katalogausnahmen

Eine Bei­trags­pflicht besteht nicht, wenn die Leis­tung über­wie­gend in einem der 13 bei­spiel­haft genann­ten Gewer­be erbracht wer­den (§ 1 Abs. 2 Abschnitt VII VTV). Auch hier kommt es wie­der ent­schei­dend dar­auf an, dass über­wie­gend, d.h. 50 % der betrieb­li­chen Gesamt­ar­beits­zeit, Tätig­kei­ten aus­ge­übt wer­den, die einem der Aus­nah­me­tat­be­stän­de des Aus­nah­me­ka­ta­logs zuzu­ord­nen sind.

Anwendungsbereich eines spezielleren Tarifvertrages

Eine Bei­trags­pflicht kann außer­dem ent­fal­len, wenn die Leis­tung in einer Abtei­lung des Betriebs erbracht wird, die einem spe­zi­el­le­ren Tarif­ver­trag unter­liegt. Gilt hin­ge­gen für die selbst­stän­di­ge, bau­frem­de Betriebs­ab­tei­lung kein spe­zi­el­ler Tarif­ver­trag und ist auch der Betrieb als Gan­zer als bau­ge­werb­li­cher ein­zu­stu­fen, besteht eine Beitragspflicht.

Verbandsmitgliedschaft

Fer­ner gilt die All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­er­klä­rung der Bau­ta­rif­ver­trä­ge nicht unein­ge­schränkt. In der Bekannt­ma­chung über die All­ge­mein­ver­bind­li­ch­er­klä­rung eines Tarif­ver­trags­werks für das Bau­ge­wer­be vom 24.10.2022 gilt die All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­er­klä­rung unter den genann­ten Vor­aus­set­zun­gen aus­nahms­wei­se nicht.

Von der Bei­trags­pflicht ent­bun­den sind all die­je­ni­gen Betrie­be und selbst­stän­di­gen Betriebs­ab­tei­lun­gen mit Sitz im Inland, die unmit­tel­bar oder mit­tel­bar Mit­glied sind im:

  • Hauptv­ber­band der Holz und Kunst­stof­fe ver­ar­bei­ten­den Indus­trie und ver­wand­ter Indus­trie­zwei­ge e.V,
  • Ver­ei­ni­gung deut­scher Säge­werks­ver­bän­de e.V.,
  • Sozi­al­po­li­ti­schen Arbeits­ge­mein­schaft Stei­ne und Erden e.V.,
  • Bun­des­ver­band der Deut­schen Mör­tel­in­dus­trie e.V.,
  • Bun­des­ver­ban­des der Deut­schen Trans­port­be­ton­in­dus­trie e.V.,
  • des Bun­des­ar­beit­ge­ber­ver­ban­des Che­mie e.V.,
  • Ver­bän­de der kunst­stoff­ver­ar­bei­ten­den Indus­trie oder eines Arbeit­ge­ber­ver­ban­des im Gesamt­ver­band der Arbeit­ge­ber­ver­bän­de der Metall- und Elek­tro-Indus­trie e.V. (Gesamt­me­tall) oder eines ihrer Mitgliedsverbände,

und unter den fach­li­chen Gel­tungs­be­reich eines Man­tel- oder Rah­men­ta­rif­ver­trags die­ser Ver­bän­de oder ihrer Mit­glieds­ver­bän­de fal­len. Die­ser muss zudem gegen­über den Rah­men- und Sozi­al­kas­sen­ta­rif­ver­trä­gen des Bau­ge­wer­bes spe­zi­el­ler sein.

Des Wei­te­ren erstreckt sich die All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­er­klä­rung nicht auf die­je­ni­gen Betrie­be und selbst­stän­di­gen Betriebs­ab­tei­lun­gen mit Sitz im Inland, die von einem der fol­gen­den Rah­men­traifver­trä­ge erfasst bzw. unmit­tel­bar oder mit­tel­bar Mit­glied in einem der fol­gen­den Ver­bän­de sind:

  • Rah­men­ta­rif­ver­trag für die gewerb­li­chen Arbeit­neh­mer im Maler- und Lackie­rer­hand­werk in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land in der Fas­sung vom 6. April 2005 bzw. des Rah­men­ta­rif­ver­trags für die gewerb­li­chen Arbeit­neh­mer des Maler- und Lackie­rer­hand­werks im Saar­land in der Fas­sung vom 6. Dezem­ber 200,
  • Mit­glied im Deut­schen Abbruch­ver­band e.V., im Fach­ver­band Beton­boh­ren und ‑sägen Deutsch­land e.V. oder im Abbruch­ver­band Nord e.V.,
  • Mit­glied des Bun­des­ver­ban­des Garten‑, Land­schafts- und Sport­platz­bau e.V. sind, vom Bun­des­rah­men­ta­rif­ver­trag für gewerb­li­che Arbeit­neh­mer im Garten‑, Land­schafts- und Sport­platz­bau vom 20. Dezem­ber 1995,
  • Bun­des­rah­men­ta­rif­ver­trag für die Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer der land- und forst­wirt­schaft­li­chen Lohn­un­ter­neh­men in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land vom 10. Janu­ar 2003,
  • Mit­glied des Bun­des­ver­ban­des Holz und Kunststoff,
  • Mit­glied des Bun­des­ver­ban­des Metall – Ver­ei­ni­gung Deut­scher Metall­hand­wer­ke, des Zen­tral­ver­ban­des Sani­tär-Hei­zung-Kli­ma oder des Zen­tral­ver­ban­des der Deut­schen Elek­tro- und Infor­ma­ti­ons­tech­ni­schen Handwerke,

und über­wie­gend Tätig­kei­ten aus­üben, die unter den fach­li­chen Gel­tungs­be­reich des jewei­li­gen Rah­men­ta­rif­ver­trags fallen.

Schließ­lich sind auch Betrie­be von Arbeit­ge­bern mit Sitz im Aus­land aus­ge­nom­men, für die min­des­tens eine der oben genann­ten Vor­aus­set­zun­gen erfüllt ist.

Achtung: Ausnahmen von den Ausnahmen

Wei­ter­hin ist zu beach­ten, dass für bestimm­te Gewer­be „Aus­nah­men von den Aus­nah­men” grei­fen. Beson­de­re Ein­ord­nungs­schwie­rig­kei­ten berei­ten sog. „Sowohl-als-auch” Tätig­kei­ten, d.h. sol­che, die zwar bau­ge­werb­li­che Tätig­kei­ten dar­stel­len aber gleich­zei­tig in den Bereich einer der Aus­nah­men vom Anwen­dungs­be­reich des Tarif­ver­trags fal­len. Die­se sind nur dann nicht bei­trags­pflich­tig, wenn:

  • Neben die­sen „Sowohl-als-auch”-Arbeiten in nicht uner­heb­li­chem Umfang (min­des­tens 20 % der betrieb­li­chen Gesamt­ar­beits­zeit) Arbei­ten aus­ge­führt wer­den, die aus­schließ­lich dem vom betrieb­li­chen Gel­tungs­be­reich aus­ge­nom­me­nen Gewerk als typisch zuzu­ord­nen sind, oder
  • Die­se Arbei­ten in nicht uner­heb­li­chem Umfang (eben­falls 20 % der betrieb­li­chen Gesamt­ar­beits­zeit) von gelern­ten Arbeit­neh­mern die­ses Gewer­kes aus­ge­führt wer­den, oder
  • Eine ent­spre­chen­de Auf­sicht durch einen Fach­mann oder meh­re­re Fach­leu­te die­ses Gewer­kes unmit­tel­bar am Arbeits­platz besteht.

Eine beson­de­re Rege­lung mit erhöh­ten Anfor­de­run­gen gilt zudem für Betrie­be, die arbeits­zeit­lich über­wie­gend Holz­trep­pen oder Dach­gau­ben her­stel­len oder die­se selbst her­ge­stell­ten Erzeug­nis­se ein­bau­en und erst nach dem 31. Dezem­ber 2011 (Stich­tag) unmit­tel­bar oder mit­tel­bar Mit­glied des Bun­des­ver­ban­des Holz und Kunst­stoff gewor­den sind. Sie sind nur dann von der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit der Tarif­ver­trä­ge des Bau­ge­wer­bes befreit, wenn ihre Tätig­kei­ten zu min­des­tens 50 % der Arbeits­zeit der gewerb­li­chen Arbeit­neh­mer von ein­schlä­gig im Berufs­feld Holz fach­lich qua­li­fi­zier­ten Arbeit­neh­mern aus­ge­führt oder von einer in dem­sel­ben Berufs­feld beson­ders qua­li­fi­zier­ten Per­son gelei­tet oder beauf­sich­tigt werden.